Viele Vogelarten werden immer seltener: Unter anderem aufgrund fehlender Nistplätze, Verstecke und wegen einer stetigen Verringerung des natürlichen Nahrungsangebotes. Einige Arten sind sogar vom Aussterben bedroht. Aber was bedeutet das überhaupt?
Vögel sind nicht nur wunderbar zu beobachten, sie sind auch enorm wichtig für unsere Natur & Umwelt:
- Ökosysteme
> Vernetzung durch die Verbreitung von Samen & Früchten
- Blütenbestäubung
> Vögel leisten einen unverzichtbaren Beitrag
- Schädlinge
> Vögel sind natürliche Feinde
- Bioindikatoren
> Vogelbestand als Fieberthermometer für den Zustand unserer Umwelt
Ökosysteme
…werden durch die hohe Mobilität der Vögel vernetzt:
Durch ihre Fähigkeit, in der Luft weite Strecken zurückzulegen, sorgen Vögel für die wichtige Vernetzung von Ökosystemen. Diese Vernetzung erfolgt vor allem durch zwei Vorgänge: Einerseits werden Samen bzw. Früchte gezielt als Wintervorrat an unterschiedlichsten Stellen vergraben, und andererseits werden sie nach dem Verzehr an einem anderen Ort wieder ausgeschieden.
Ein sehr eindrucksvolles Beispiel ist der Tannenhäher. Im Herbst sammelt er die Samen von Fichten, Zirbelkiefer (Zirbe) und Haselnuss und vergäbt sie als Wintervorrat im Boden. Auf diese Weise trägt er maßgeblich zur Verbreitung dieser Bäume bei. Vor allem im Fall der Zirbe ist dies bemerkenswert, denn ihre Samen stecken in einem Zapfen, der sich nicht von selbst öffnet. Dies übernimmt der Tannenhäher und vergräbt die Samen zu tausenden im Waldboden. Im darauffolgenden Winter findet er natürlich bei weitem nicht mehr alle Samen wieder – Glück für die Zirbe: im Frühling wachsen daraus wertvolle neue Bäumchen heran. Für die Natur – und damit für uns Menschen – ein unbezahlbarer Dienst!
Oder der Eichelhäher, der sich als einer von ganz wenigen Vögeln von großen Eicheln ernährt und durch die Verteilung der Ausscheidungen einen wichtigen Beitrag bei der Verbreitung von Eichen spielt. Gleiches macht die Drossel mit den Samen der Eberesche.
Auch viele andere Vogelarten fressen verschiedenen Samen und Früchte und tragen sie an andere Orte. Auf diese Weise helfen sie einerseits dabei, in Biotopen bereits bestehende Pflanzen zu vermehren, und andererseits auch dabei, zusätzliche Baum- und Straucharten zu etablieren.
Dieser große ökologische Mehrwert bringt aber auch ein großes Risiko mit sich: Verschwindet nämlich z.B. eine Vogelart, die eine zentrale Rolle bei der Verbreitung einer bestimmten Pflanze spielt, so besteht die große Gefahr, dass auch diese Pflanze verschwindet.
Blüten
…sind für eine erfolgreiche Bestäubung auch auf Vögel angewiesen:
Vögel spielen sogar bei der Bestäubung von Blüten eine wichtige Rolle. Ein eindrucksvolles Beispiel in den Tropen sind die allseits bekannten Kolibris. Ihre langen dünnen Schnäbel passen dank der Evolution exakt in die Form bestimmter Blüten: so wie ein Schlüssel in sein Schloss. Viele Pflanzen können somit nur von einer begrenzten Zahl von Vögeln bestäubt werden. Diese Art wunderbarer Symbiose birgt auch hier ein großes Gefahrenpotential: verschwindet der Bestäuber so verschwindet mir hoher Wahrscheinlichkeit auch die Pflanze – denn ohne Bestäubung ist keine Samenbildung möglich.
Schädlinge
…haben mit Vögeln einen ernstzunehmenden natürlichen Feind:
Da sich die meisten Gartenvögel überwiegend (jahreszeitabhängig) von Insekten, Spinnen, und anderen Kriechtieren ernähren, helfen sie dabei, die Populationen dieser Tiere „in Schach zu halten“. Diese kostenlose und vor allem absolut natürliche Hilfe bei der Schädlingsbekämpfung ist von großer Bedeutung sowohl für die Landwirtschaft als auch für alle Menschen mit Garten. Insbesondere in der Brutzeit und im Zuge der Kükenaufzucht vertilgen bzw. verfüttern sie eine große Anzahl an Raupen, Käfern, Motten, Blattläuse und Moskitos etc. So bringen z.B. Blaumeisen-Pärchen hunderte Male pro Tag Insekten zu ihren Küken.
Bioindikatoren
… für den Zustand unserer Umwelt:
Die verschiedenen Vogelarten bewegen sich mit Vorliebe in für sie passenden Lebensräumen bzw. Biotopen. Die Anzahl, in der sie vorkommen, ihr Bruterfolg und somit vor allem die Entwicklung dieser Vorkommen im Verlauf der Zeit liefert aufschlussreiche Informationen darüber, wie es um einen bestimmten Lebensraum im Allgemeinen bestellt ist. Umgekehrt betrachtet bedeutet ihr Fehlen in für bestimmte Vogelarten typischen Lebensräumen, dass in den konkreten Biotopen das natürliche Gleichgewicht gestört ist.
Besonders hilfreich sind ihre schnellen Reaktionen auf Umwelteinflüsse: so kann der Mensch sehr schnell „ablesen“, ob sich ein Biotop in die richtige Richtung entwickelt oder eben nicht. Diese Tatsache macht sich z.B. der deutsche „Nachhaltigkeitsindikator für die Artenvielfalt“ zu Nutze, indem er auf Daten aus dem Vogelmonitoring zurückgreift. Vogelschutz hängt also sehr eng mit dem Schutz auch der menschlichen Lebensräume zusammen.