Welcher Vogel bevorzugt welchen Brutplatz?

Welcher Vogel bevorzugt welchen Brutplatz?

Nistkästen: Nutzen & Bauweise

Welcher Vogel bevorzugt welchen Brutplatz?

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden die ersten Nisthilfen entwickelt. Umwelt- und Vogelschutz waren damals aber im besten Fall Randthemen. Vielmehr wurden Nisthilfen aus rein wirtschaftlichem Interesse heraus entwickelt: eine wachsende Zahl an Vögeln sollte dabei helfen, jene Schädlinge zu dezimieren, die in Wirtschaftswäldern großen Schaden anrichteten. Mit der Zeit wurden immer mehr verschiedene Nisthilfen entwickelt und langsam nahmen diese auch Einzug in private Gärten. Aber wieso braucht es überhaupt „verschiedene“ Nisthilfen?

Die Antwort ist ganz einfach: weil die verschiedenen Vogelarten ganz klare Vorstellungen haben, wie ihr Brutplatz aussehen soll. Dabei lassen sich 3 Gruppen von Vögeln unterscheiden:

  1. Höhlenbrüter
    > sie bauen ihr Nest am liebsten in geschützten (Baum-)Höhlen mit rundem Einflugloch
  2. Nischenbrüter
    > diese Vögel bevorzugen Nischen in Felsen, Gebäuden, Böschungen, etc.
  3. Freibrüter
    > ihre Nester befinden sich relativ ungeschützt auf Ästen oder sogar direkt am Boden

Neben Details zu diesen 3 Gruppen erfährst du in diesen Blogartikel außerdem, aus welchem Material Nistkästen bestehen sollen und welche Rolle sie im Winter spielen.

Höhlenbrüter
…je nach Art des Einflugloches werden unterschiedliche Vögel angesprochen:

In der freien Natur bauen Höhlenbrüter, das sind z.B. Meise, Gartenrotschwanz oder Kleiber, ihre Nester bevorzugt in Baumhöhlen: z.B. in verlassenen Spechthöhlen. Hier sind sie gut vor Wind, Wetter und Nesträubern geschützt. Sie bevorzugen daher Nistkästen, die diesen Höhlen nachempfunden sind – so genannte „geschlossene Nistkästen“. Diese haben meist nur ein einzelnes rundes Einflugloch, dessen Größe maßgeblich dafür ist, welcher Vogel sich für eine konkrete Behausung interessieren wird.

> Mein TIPP: Eine Sitzstange vor dem Einflugloch, wie du sie dir vielleicht erwarten würdest, ist nicht erwünscht. Vögel benötigen diese nicht und sie würde Nesträubern nur als Griff zum Festhalten dienen.“

Eine Art Standardmaß für den Lochdurchmesser sind 32 Millimeter, was jedenfalls Kohlmeisen und Sperlinge ansprechen wird. Ist das Loch etwas kleiner, so werden (auch) Kleinmeisen angelockt, während sich größere Löcher mehr an größere Vögel richten. Bei größer werdendem Einflugloch sollten auch die Grundfläche und die Höhe des Kastens entsprechend mitwachsen.

Somit lassen sich grob die folgenden geschlossenen Nistkästen unterscheiden:

Nistkästen für Kleinmeisen

  • Interessant für: Blau-, Tannen-, Sumpfmeise
  • Einflugloch: Durchmesser ca. 28 mm, Lage ca. 12 cm oberhalb des Bodens
  • Maße: Grundfläche ca. 12 x 12 cm, Höhe Innenraum ca. 15 cm

Nistkästen für Kohlmeisen und ähnlich Vögel

  • Interessant für: Kohl- und Haubenmeise, Gartenrotschwanz, Haus- und Feldsperling, Trauerschnäpper, Kleiber
  • Einflugloch: Durchmesser ca. 32 mm, Lage ca. 15 cm oberhalb des Bodens
  • Maße: Grundfläche ca. 14 x 14 cm, Höhe Innenraum ca. 20 cm

Starenkästen

  • Interessant für: Star, Wendehals
  • Einflugloch: Durchmesser ca. 45 mm, Lage ca. 20 cm oberhalb des Bodens
  • Maße: Grundfläche 15 x 15 cm, Höhe Innenraum ca. 30 cm

> Mein TIPP: Baumläufer wie z.B. Kleiber freuen sich über einen speziellen Nistkasten: Nämlich mit einem Eingang an der Rückseite, durch den sie direkt vom Stamm in den Kasten gelangen können. So kann z.B. ein Loch oder ein Schlitz am oberen Rand der Rückwand vorgesehen werden.“

Nischenbrüter
(z.B. Hausrotschwanz, Zaunkönig, Rotkehlchen, Bachstelzen oder Grauschnäpper)
…bevorzugen halboffene Nischen und Felsspalten:

In der Umgebung von Menschen finden Nischenbrüter geeignete Nistplätze vor allem in älteren, verwinkelten Gebäuden vor (z.B. Erker, Nischen, offenes Balkenwerk). Wichtig sind hier vor allem ausreichend Platz und eine gute Überdachung, damit das Nest später nicht nass wird.

Diesen Nischen und Spalten sind die so genannten „Halbhöhlen-Nistkästen“ nachempfunden. Die natürliche Nischenöffnung, die lichtdurchlässiger als das Einflugloch bei Höhlenbrütern ist, wird durch einen breiteren Schlitz nachgebildet. Dieser Schlitz sollte nicht sehr hoch sein, damit ein gewisser Schutz gegen Feinde bestehen bleibt.

Man unterscheidet Halbhöhlen, bei denen die Vorderseite zur Hälfte geschlossen ist (Bachstelzen bevorzugen diese Variante), und Dreiviertelhöhlen, die eben zu Drei Vierteln geschlossen sind.

Freibrüter (z.B. Amsel, Buchfink, Grasmücke, Neuntöter, Singdrossel, Zaunkönig)
…legen ihre Nester frei, also relativ ungeschützt an:

Freibrüter brauchen für den Nestbau vor allem dichte Hecken und Gebüsche, die im besten Fall aus heimischen, dornigen Wildgehölzen bestehen. Besonders beliebt sind hier Weißdorn, Schlehdorn, Kreuzdorn, Wacholder, Heckenrosen oder Berberitzen. Aber auch klassische Hecken wie Hainbuche, Liguster oder Kornelkirsche kommen als attraktive Neststandorte in Frage.

Material

Als Material für Nistkästen eignen sich insbesondere Holz, Holzbeton und Bimsbeton. Jedenfalls abraten würde ich von Nistkästen aus Plastik, denn diese heizen sich in der Sonne sehr stark auf und außerdem können die Jungvögel auf den glatten Wänden möglicherweise nicht bis zum Einflugloch hinaufklettern. Beides kann rasch zum Tod führen.

Nistkästen im Winter

Auch im Winter erfüllen Nistkästen eine wichtige Aufgabe: sie dienen als warme Schlafstube für Vögel, aber auch für Eichhörnchen und Schmetterlinge. Vögel haben eine höhere Körpertemperatur als Säugetiere, nämlich 39 bis 42°C. Diese Temperatur gilt es auch im Winter aufrechtzuerhalten – und das kostet viel Energie. Ohne entsprechendes Winterquartier können Vögel bei besonders widrigen Wetterverhältnissen schnell erfrieren.

Fazit:

Die Erhaltung und Wiederherstellung der natürlichen Lebensräume von Vögeln haben bei deren Schutz natürlich oberste Priorität. Da die meisten Menschen aber in diesem Zusammenhang kaum Möglichkeiten haben, ist das Anbieten von Nistkästen eine wirksame Maßnahme, unserer bedrohten Vogelwelt über die Runden zu helfen – und sie ist auch noch sehr leicht umzusetzen. Welcher Vogel welchen Nistkasten bevorzugt hast du in diesem Artikel gelernt. Wichtig in diesem Zusammenhang ist es, die direkte Umgebung eines Nistkasten möglichst vogelfreundlich zu gestalten (mehr dazu findest du hier). Finden die Vögel nämlich in seinem Umfeld weder Nahrung noch Unterschlupf, so wird auch der beste Nistkasten vermutlich leer bleiben.

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